Wie bist du nach Frankreich gekommen? Ich habe vorher viele Jahre in Asien gelebt und gearbeitet und nach einem Krankheitsfall in der Familie, hat meine Familie mich gebeten mal in Europa zu bleiben, daher habe ich mir einen alten Kindheitstraum erfüllt und gesagt, ok ich gehe für 1 Jahr Paris, aber dann gehe ich zurück nach Asien. Ich habe dann hier gearbeitet und viel gefeiert. Der Anfang war schon hart hier im Vergleich zu den anderen Ländern, z.B. Bankkontoeröffnung und Job suchen war viel schwieriger, was ich im Rahmen der EU-Freizügigkeit nicht erwartet hätte. Ich bin dann der Liebe wegen hier geblieben. Inzwischen liebe ich Paris aber sehr, es ist Heimat geworden. Ein bisschen Fernweh hab ich immer, das ist bei mir halt so.
Wir haben uns beim Tanzen in La Boite à Frissons kennengelernt, ich war mit meinem besten Kumpel aus feiern und mein Mann war neu in der Stadt und wollte nach einer Housewarming Party noch tanzen gehen. Bis zum ersten Date hat es dann noch vier Wochen gedauert, er hat mich aber jede Woche eingeladen zum Essen gehen, auf ein Klarinettenkonzert, zur Jazz Jam Session… Ich hatte aber nie Zeit, nach vier Wochen hat es dann doch geklappt und seitdem sind wir ein Paar. Dann kam der PACS* und dann ein Kind, voila! * PACS – Ziviler Solidaritätspakt
Wie wohnt ihr in Paris?
Ja, sie ist im Bleuts im 12ten zur Welt gekommen. Ich habe mich dort in guten Händen aufgehoben gefühlt, es ist ein Privatkrankenhaus, (wird aber komplett von der Secu und Mutuelle übernommen) das den Schwerpunkt auf natürliche Geburt und Mutter-Kind-Bindung legt. Kurz und knapp würde ich sagen, lasst euch nicht verrückt machen, macht euch bewusst was ihr für eine Geburt wollt (sucht Euch das passende Krankenhaus dazu) und sucht euch vorher eine begleiteten Hebamme, danach ist es schwer eine für die Rückbildungsgymnastik zu finden. Und es kommt oft anders als man denkt, ich hatte eine Wassergeburt geplant und es wurde eine 46-stündige Geburt mit Einleitung und ohne Betäubung (PTA), aber es war trotzdem toll, auch ohne Wasser! Und mein Mann ist mein Held, er hat alle Wehen von Anfang bis Ende in den drei Tagen mit mir durchgemacht! (Ausführlich siehe Blog https://familieninparis.wordpress.com/2017/01/06/10-tipps-fuer-werdende-mamas-in-paris/
Wie hat sich das Leben verändert als Eltern in Paris zu leben?
Wie sieht ein typischer Tag in eurem Leben?
Für mich war immer klar, dass mir 10 Wochen mit meinem Kind nicht ausreichen und das ich mindestens 12 Monate Elternzeit nehmen würde. Ich hatte dann das große Glück, dass die Firma in der ich gearbeitet habe Bankrott ging während ich im Mutterschutz war und wir also keinen Zeitdruck haben. Wir haben uns zusammen dafür entschieden, dass sie erst mit der Ecole Maternelle (ab 3) oder evt. Halte-Garderie (sowas wie Kita) anfangen soll.* Ich bin sehr dankbar für diese wundervolle Zeit mit ihr, die ich nicht missen möchte. Klar ist das finanziell knapp bei uns, aber wir sind total glücklich mit unserer Entscheidung, es ist wundervoll und ein grosses Geschenk. Unser Tag sieht so aus, das wir zusammen frühstücken, allerdings meist ohne Papa, der ist schon Weg auf dem Weg zur Arbeit. Dann auf den Wochenmarkt und zur Kaffeerösterei gehen oder den Haushalt zusammen machen, derzeit hilft sie am liebsten beim Waschmaschine ausräumen und Sachen aufsammeln. Oder wir treffen uns mit Freunden auf dem Spielplatz. Nach dem Mittagessen legen wir uns zum Mittagsschlaf hin, und ich schleiche mich raus sobald sie schläft und nutze die Zeit um zum Schreiben,Recherchieren, Putzen etc. Nachmittags gehen wir meist auf den Spielplatz, Mittwochs zur Zwergenmucke und Samstag morgens zur Eveil Musical. Oder wir machen es uns zu Hause gemütlich und machen Lesestunde und Malen. Ich versuche hier und da mit ihr was cooles zu unternehmen, also in die Bibliothek gehen oder ins Aquarium oder Kastanien sammeln im Wald… Als sie noch kleiner war waren wir oft im Kunstmuseum. Abends kommt dann Papa gegen 20-21h nach Hause, die beiden lesen oder toben und ich koche und wir essen gemeinsam. Dann wird mit Papa gebadet, ich räume in der Zeit auf und gegen 22h geht es ins Bett. Dann wird noch einmal das aktuelle Lieblingsbuch (zur Zeit „The koala who could“) gelesen, einmal auf Deutsch, einmal auf Französisch und dann gehen die Lichter aus.
* Kleiner Nachtrag: Also wir haben jetzt uns für die Halte-Garderie für 3 halbe Tage pro Woche entschieden. Warum? Weil ziemlich viele Freunde weggezogen sind und ich das Gefühl habe, es schwerer ist in dem Alter neue Kinder auf den Spielplätzen zu treffen. Ich habe mich lange mit vielen anderen Mamas unterhalten, über all mögliche Einrichtungen und Konzepte, plus 2 x 1,5h mit der Direktorin und befunden, das Konzept Halte-Garderie passt zu uns: es ist flexibel und hat kleine Gruppen, von 8 bis max. 12 Kindern und sie dürfen frei spielen. Natürlich hatte ich Bammel vor der Eingewöhnung, zu meiner Erleichterung war es gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Am ersten Tag, waren wir zusammen da, am zweiten bin ich für 30 min raus gegangen… und dann jeden Tag mehr Trennungszeit. Ja, beim Abschied flossen große Krokodilstränen, aber sie hat sich beruhigt und wenn ich wieder kam, war sie vertieft beim Lesen, Malen oder Gemüse schneiden. Bereits am vierten Tag, als ich nach zwei Stunden wieder kam, hat sie sich zwar gefreut, dass ich wieder da bin, nach ein paar Minuten Umarmung hat sie aber weitergespielt während ich mich mit der Erzieherin unterhielt- das ist doch ein gutes Zeichen. Und schliesslich beim Anziehen: “ Mama, Kindergarten gar nicht schlimm!“ Inzwischen sagt sie sogar es macht Spaß und Tränen gibt es auch keine mehr beim Abschied. Mir fällt ein Stein von Herzen.
Erzieht ihr euer Kinder bilingual? Klappt das?
Was nicht so?
Was ist dein Lieblingsort mit den Kindern? Oder Lieblingsunternehmung?
Was hättest du gerne vorher gewusst oder was würdest du anderen Erstlingseltern gerne mit auf den Weg geben?
Das Ärzte nun mal trainiert sind medizinische Probleme zu diagnostizieren, nicht aber eine Schwangerschaft zu begleiten. Da hatte ich falsche Vorstellungen und das man ein dickes Fell in der Schwangerschaft braucht, um nicht ständig gestresst und verängstigt zu sein. Geniesst Eure Schwangerschaft! Auch eine Hebamme sollte man sich frühzeitig suchen, nicht nur das Krankenhaus.
Mach dich frei von allen „Das macht MAN halt so“ und „das MUSST du so machen“ sowie „In Frankreich macht MAN das aber so“ Kommentaren und Dogmen was dein Baby oder euch als Eltern betrifft. Ihr findet für Euch raus, was gut ist, keine Sorge! Geh NICHT GEGEN dein Herz! Folge deinem Herzen! Die ersten 8 Wochen ist alles neu und vielleicht anstrengend oder auch weniger, aber dann pendelt sich alles immer besser ein, und ihr als Eltern wisst am Besten, was eurem Baby gut tut. Zumindest für uns klappt das gut, auch ganz ohne irgendwelche Ratgeberbücher!
Ich bin dankbar, dass mein Mann sich 4 Wochen Urlaub zur Geburt genommen hat. Das war für uns beide so eine wertvolle Zeit und Erfahrung. Und ganz ehrlich, wenn man ohne Familie im Ausland lebt, dann braucht man den Partner einfach mehr. Ich hab halt keine Mutter oder Oma die mal rumkommen kann und die ersten 10 Tage ohne ihn kann ich mir nicht vorstellen, wie ich das hätte packen sollen. Ich war so ausgelaugt von der langen Geburt und konnte ja kaum Stehen oder Gehen die ersten Tage. Wir haben die vier Wochen gesplittet, zwei zur Geburt, dann hat er wieder 2 Wochen gearbeitet und dann nochmal 2 Wochen Urlaub. Wir haben es gesplittet als Kompromiss mit der Firma.